Sonntag, 8. Januar 2012

Und jetzt?

Im Grunde hat jede Geschichte ein gutes Ende - du musst nur wissen, wann du aufhörst zu erzählen.


Ich weiß nicht, was ich tun soll. Soll ich warten und das genießen, was zwischen uns ist, in der Hoffnung, dass es sich von alleine weiter entwickelt? Oder soll ich mit ihm drüber reden und das Beste draus machen, egal, welche Antwort kommt?
Das Problem ist, dass ich ihn gar nicht einschätzen kann. Wir sind schon so lange befreundet, aber das Eine wusste ich nie von ihm: Wie er ist, wenn es ihn erwischt hat.
Und jetzt?

Wenn ich ihn drauf anspreche, kann alles passieren: es kann sein, dass er mich abblitzen lässt. Dann wäre ich möglicherweise nicht nur meine Hoffnung, sondern auch ihn los. Ein für alle Mal. Entweder er wird sich komisch verhalten oder ich, denke ich mal.
Wenn er mich glücklich macht, indem er das Gleiche empfindet, wäre ich unvorstellbar vollkommen. Mein Leben würde perfekt sein.
Wenn ich nichts tu, kann mir auch nicht wirklich was passieren. Es wird nicht wirklich weh tun, aber ich werde auch nie wissen, was wäre. Es wäre immer eine "Was wäre gewesen, wenn...?"-Situation und eigentlich habe ich mir vorgenommen, dass es genau das ist, was ich meinen Enkeln nie erzählen will. Denn egal, wie es ausgeht: muss man nicht auch manchmal was riskieren, nach den Sternen greifen, Chancen nutzen? Und je länger ich warte, desto kürzer wird die Zeit, die wir zusammen verbringen können; ich werde irgendwo hingehen nach dem Abitur und er wird das Gleiche tun. Und die wunderbaren vier Monate der Freiheit im Sommer werde ich nicht mit ihm verbringen können. Und diese Situationen will ich meinem Tagebuch nicht erzählen; ich will leben und lieben und fühlen. Fühlen, was ich kann und was nicht - fühlen, wer mich will und wer nicht.
Also bleibt doch nur reden, richtig? Aber wie fängt mein ein solches Gespräch an, wenn man so viel erlebt hat? Wenn man sowas für einen seiner besten Freunde fühlt? Wenn man trotzdem nicht weiß, was er andere fühlt?

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