Sonntag, 15. Januar 2012

C'est la vie.

"Und ich gebe offen zu: das, was ich will, bist du."
Münchner Freiheit

Ich habs ihm gesagt. War der totale Flop. Na ja, von vorne.
Gestern also. Um vier war sein Spiel, und ich bin hingegangen. Das war auch gut so, alles hat sich richtig angefühlt, zwischen uns. Aber leider war es das wohl nicht. Also, jedenfallsk am ich nach dem Spiel aus der Halle und alles, was ich denken konnte, war, wie seine Muskeln sich in dem ärmellosen Trikot abgezeichnet hatten, wie sein Bizeps selbst beim lockeren Joggen irgendwie angespannt ausgesehen hat, wie ich einfach nicht aufhören konnte, seinen Körper und ihn selber mit offenem Mund zu bewundern.
Wir hatten ausgemacht, dass er anruft, und das hat er dann auch getan. Er kam um kurz vor neun. Erst war es etwas steif, wurde aber schnell besser. Ich war tierisch aufgeregt, aber der Film hat sein bestes getan, um uns abzulenken.
Ich gebe zu, nicht viel vom Film mitbekommen zu haben. Wir haben ständig gelacht, uns geneckt. Er hat mir über die Haare gestrichen und all diese kleinen Zärtlichkeiten sind eher untypisch für ihn. Das Grinsen bekam ich nicht mehr aus meinem Gesicht.
Irgendwann, viel später, kurz vor Ende des Filmes, lag ich auf dem Rücken und hatte den Kopf zur Seite gedreht,  um sehen zu können. Er lag praktisch hinter mir, sein Kopf auf seine Hand gestützt, und hat ständig seinen Kopf zu mir runter"fallen" lassen, als würde er müde sein - oder mich küssen wollen.
Nachdem er das ungefähr drei Mal gemacht hat,  konnte ich nicht anders, sondern hab gefragt: "Kannst du mich nicht einfach küssen?" Und er meinte: "Nein", und hat gegrinst. Und danach hat er die ganze Zeit gelächelt, wollte aber nicht sagen, warum.
Danach haben wir nicht mehr geredet, sondern geguckt, weil es mir unendlich unangenehm war.
Später, als der Film zuende war, hab ich den PC ausgemacht und dann saßen wir da im Dunkeln. Und er meinte, er würde jetzt nach Hause gehen, und ich musste ihn einfach fragen, was da ist!
Das hab ich getan, und er meinte: "Für mich ist da 'ne Freundschaft." Er hat nichtmal gesagt, 'wir sind beste Freunde' oder sowas. 'ne Freundschaft. Na super.
Er wollte wissen, warum ich gefragt hab, aber ich meine einfach: "Wollte ich mal wissen", und dann sind wir runter gegangen und alles war wie früher, nur ich hab mich niedergeschlagen gefühlt, irgendwie verletzlich und ganz bestimmt nicht stark und mutig, weil ich es ihm gesagt hatte. Ich war nur noch ein Häufchen Elend, konnte nichtmal weinen, sondern bin einfach nur eingeschlafen. Und heute morgen brauchte mein Gehirn eine ganze Weile, um zu erkennen, was passiert ist. Und dass es nicht so gelaufen ist, wie ich gehofft hatte. Und jetzt frage ich mich: wie soll ich ihm nach diesem peinlichen Gespräch noch in die Augen sehen, ohne dass er darin etwas entdeckt, was er eigentlich nicht mehr sehen soll? Wie soll ich jemals wieder mit ihm rumalbern, ohne dass er sich die Frage stellt, ob ich grade mehr empfinde? Und wie soll ich ihm je wieder beim Spielen zugucken, ohne daran zu denken, was für ein wunderbarer Mensch er ist, wie seine Hand sich in meinem Haar anfühlt, wie unbeschwert ich mit ihm lachen kann. Wie all seine Muskeln sich unter seiner Haut abzeichnen, wie er sich in mein Kissen gekuschelt hat, wie es sich anfühlt, ihm einfach nah zu sein. All das habe ich uns genommen und doch habe ich wenigstens eins erhalten: Gewissheit.
Wenn auch eine furchtbare, zerstörerische, verletzende Gewissheit.

1 Kommentar:

  1. Wie gut das einfach geschrieben ist!
    & ich weiß ganz genau was du meinst, leider. :s
    Liebe Grüße, bleib stark *:

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